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Von: Susanne Beyer
In der Heilig Kreuz Kirche in Berlin hängen reihum 21 Ausstellungsposter, auf vielen stehen handgeschriebene Botschaften. „Meine Staatsbügerschaft: Mensch“ steht auf einer. Die Poster sind Teil einer Ausstellung, die am 4. Dezember 2018 zum ersten mal in Berlin-Kreuzberg gezeigt wurde. Das Motto: „Weil eine Gemeinschaft nur funktioniert, wenn alle ein bisschen was tun.“ Das passt nicht nur, weil viele Menschen an der Ausstellung mitgewirkt haben, sondern weil sie über das Thema Rassismus deutlich hinausgeht.
Ursprünglich stammt die Idee aus Rostock – eine Stadt, die seit 1992 oft mit den fremendfeindlichen Angriffen auf das sogenannte Sonnenblumenhaus im Stadtteil Rostock-Lichtenhagen in Verbindung gebracht wird. „Wir werden immer wieder mit Rassismus konfrontiert“, sagt Maren Müller, die dort als Ehrenamtskoordinatorin der AWO in der Arbeit mit Geflüchteten tätig ist. „Wir wollten Menschen Raum bieten, selbst ein Zeichen gegen den grassierenden Rassismus zu setzen“.
Schnell entstand die Idee, auf großen weißen Planen und mit bunten Filzern dafür zu sorgen, dass unterschiedlichste Menschen die Chance haben, im öffentlichen Raum ihre Meinung kund zu tun, und dass dabei auch Geflüchtete, Ehrenamtliche und Hauptamtliche aus der Flüchtlingsarbeit zu Wort kommen – Menschen, die sich mit dem Thema Migration und Flucht am besten auskennen, in den entsprechenden Debatten aber kaum Gehör finden.
Die 21 Ehrenamtskoordinator*innen im Projekt "Begegnung und Partizipation im Engagement mit Geflüchteten", die durch die Bundesintegrationsbeauftragte gefördert werden, waren sich schnell einig, dass es ein bundesweites Zeichen gegen Rassismus geben muss. Denn überall im Land ist zu spüren, wie Rassismus immer offener geäußert wird. Angriffe auf Geflüchtete sind nach wie vor trauriger Alltag. Nicht selten werden auch Menschen angefeindet, weil sie sich für Geflüchtete engagieren. Die Idee der Rostocker verbreitete sich daher schnell und wurde von 21 AWO-Projekten im ganzen Bundesgebiet aufgegriffen.
Um die Aktion nachhaltig sichtbar zu machen, wurde auf der Grundlage der vielen Aussagen auf den mehr als 80 handgemalten Plakatwänden die Erarbeitung einer Ausstellung in Angriff genommen. „Wir wollten nicht dabei stehen bleiben, Rassismus zu kritisieren“, sagt Dr. Steffi Brüning aus Rostock, die gemeinsam mit Projektkoordinatorin Susanne Beyer die Ausstellung maßgeblich gestaltet hat. Sie hat deshalb zusätzlich zu den Statements auf den Planen zahlreiche Interviews mit Geflüchteten und Ehrenamtlichen aus den Projekten ausgewertet und für die Ausstellung aufbereitet. Warum engagieren sich Ehrenamtliche? Was motiviert sie? Wodurch fühlen sich Geflüchtete bestärkt? Was hilft gegen Rassismus? Entstanden ist dabei eine Ausstellung, die nicht nur ein Zeichen ist gegen Rassismus, sondern auch eines für Vielfalt, Demokratie, Solidarität und Teilhabe.
Lokale Projekte und Initiativen, die die Austellung gern bei sich vor Ort zeigen wollen, können sich an Susanne Beyer wenden: susanne.beyer(at)awo.org