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Von: Suzanne Vogel-Vitzthum
Unconscious Bias
Die Bezeichnung „Bias“ kommt aus dem Englischen und bedeutet Befangenheit, Neigung, Vorurteil. Unconscious Bias sind unbewusste kognitive Verzerrungen, wie z.B. automatische Stereotypen, und andere unbewusste Denkmuster, die tief verwurzelt sind. Unconscious Bias sind unsere blinden Flecken und sie beeinflussen unser alltägliches Verhalten.
Unconscious Bias sind mentale Programmfehler unseres Gehirns und im Laufe der Evolution entstanden. Sie vereinfachen den Alltag und reduzieren die Komplexität der permanent fließenden Informationen, um diese effektiver zu verarbeiten.
Die Schattenseite der unbewussten Wahrnehmungsmuster liegt im Zusammenspiel von Beobachtung, Interpretation und Bewertung. Diese Mechanismen laufen ebenfalls größtenteils unbewusst ab. Unser Gehirn nimmt gedankliche Abkürzungen, handelt nach Faustregeln und reproduziert stereotype Bilder, also Vorurteile. Unser Gehirn ist ein „kognitiver Geizkragen“ und arbeitet ressourcenschonend.
Auch Emotionen werden mit den unbewussten Denkmustern vom Gehirn verknüpft. „Emotionen binden fast jeder Art von Informationen zusammen, die das Gehirn entschlüsseln kann. Sie sind Teil des Klebers, der das ganze System zusammenhält“. (Watt 1999)
Unsere Entscheidungen und Handeln sind in der Regel keine objektiven und rationalen Prozesse. Sie sind das Ergebnis des Zusammenspiels von Emotionen, Erinnerungen, Interpretationen und Bewertungen.
Es ist leichter, einen Atomkern zu spalten als ein Vorurteil.
Albert Einstein
Von Stereotypen bis zur Diskriminierung
Die unbewussten Vorurteile beeinflussen uns ganz erheblich im beruflich-professionellen Kontext. Sie haben einen unmittelbaren Einfluss darauf, wie wir Menschen im Arbeitskontext begegnen. Z.B. spielen Hautfarbe, soziale Herkunft, ethnische Zugehörigkeit und Geschlecht grundsätzlich eine Rolle und die damit verbundenen Assoziationen können zu Verzerrungen in der Zusammenarbeit im Team, in der der Beurteilung von Menschen in den unterschiedlichsten Kontexten, wie Schule, Ausbildung oder Personalauswahl führen. Ebenso können sich Alter, Weltanschauung, sexuelle Orientierung und die psychischen und physischen Fähigkeiten in bewussten und unbewussten Bewertungen manifestieren.
Indem wir Menschen aufgrund bestimmter Merkmale schnell und automatisch in soziale Gruppen einordnen, schreiben wir ihnen unbewusst Eigenschaften zu, die mit der jeweiligen Gruppe assoziiert werden. Diese Kategorisierung macht es schwierig, sie verhindert sogar oft, dass Menschen in ihrer einzigartigen Individualität mit ihren jeweils besonderen Talenten wahrgenommen werden.
Unconscious Bias können zu Ausgrenzung und Diskriminierungsprozessen führen. Letztendlich erschwert dies die gesellschaftliche Teilhabe und Chancengerechtigkeit aller.
Unbewusste Denkmuster lassen sich nicht einfach ablegen. Indem wir uns die Prozesse vor Augen führen, sind rationalere Entscheidungen und ein anderes Verhalten möglich.
Wenn wir eine demokratische Gesellschaft mit der Teilhabe aller anstreben, dann setzen wir uns mit den eigenen unbewussten Denkmustern auseinander und probieren neue Wege. Es ist eine Herausforderung für alle, für gelebte Demokratie.
Im Rahmen der digitalen Aktionswoche 2020 der AWO findet am Donnerstag ein Workshop bei Zoom zum Thema statt.
"Unconscious Bias - unbewusste Vorurteile"
Donnerstag, 18.06. / 17:00 – 18:30
Hier geht's zur Anmeldung