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Von: Gudula Wolf
Kusine Rosa wohnt alleine in ihrer 3-Zimmer-Wohnung, in der zweiten Etage, eines Mietshauses. Nachdem ihr Ehemann vor einem Jahr gestorben ist möchte sie sich, als 74-jährige noch einmal räumlich verändern. Die Wohnung ist ihr zu groß geworden, die Hauswirtschaft fällt ihr zusehends schwerer und ihre gesundheitlichen Einschränkungen lassen das Treppensteigen zur täglichen Herausforderung werden. Außerdem wünscht sie sich mehr Geselligkeit in ihrer Nähe. Vor der Corona-Pandemie war sie dreimal die Woche in einen Seniorenclub zum gemeinsamen Austausch gefahren. Ansonsten kann sie sich noch selbst versorgen und beschäftigen. In Vorbereitung einer wohnlichen Veränderung holt sich Kusine Rosa Informationen zum Betreuten Wohnen ein und stellt sich folgende Fragen wie: was bedeutet das Betreute Wohnen? Was unterscheidet die verschiedenen Angebote? Wie wird das Wohnen finanziert? Was passiert, wenn pflegerische Unterstützung benötigt wird? Was sollte bei der Auswahl beachtet werden?
Betreutes Wohnen – ein nicht geschützter Begriff.
Hinter den Begriffen Betreutes Wohnen, Wohnen mit Service oder auch Wohnen „ plus“ verbergen sich oftmals ähnliche Wohnkonzepte, aber mit unterschiedlichen Leistungsangeboten. Gerade das Betreute Wohnen lässt interessierte ältere Menschen und Angehörige im Glauben, dass diese Wohnform eine umfangreiche „ rund-um-die- Uhr-Versorgung“ sowie „Pflege im Alltag“ anbietet, und vergleichbar einer stationären Pflegeeinrichtung wäre.
Das Betreute Wohnen bietet sich jedoch eher für ältere Menschen an, die sich größtenteils selbstständig und unabhängig, in einer eigenen Wohnung oder einem Appartement (mit Küche und Bad)selbst versorgen können. Weitere Unterstützungen oder Hilfen können bei Bedarf mit dem Anbieter abgesprochen werden. Je nach Organisationsform können diese Wohnungen käuflich erworben oder angemietet werden.
Die Wohnhäuser, die diese Wohnungen anbieten befinden sich oft in der Nähe von stationären Pflegeeinrichtungen, in Mehrgenerationen-Anlagen oder in Wohnquartieren. Sie werden zum Beispiel auch über Anbieter von Wohnungsgenossenschaften, kommunalen Trägern oder auch Wohlfahrtsverbänden bereitgestellt. Seniorenresidenzen verfügen über eine höher preisige Ausstattung und besondere Angebote (wie zum Beispiel Schwimmbad, Restaurant oder Reiseveranstaltungen). Große Abweichungen gibt es auch in den Angeboten der Hilfen, den sogenannten Service-Leistungen.
Was sollte vor dem Einzug ins Betreute Wohnen berücksichtigt werden?
Damit der Umzug ins Betreute Wohnen erfolgreich verläuft, sollte beispielsweise auf folgende Punkte geachtet werden:
- möglichst barrierearme Wohnung und entsprechende Zugänge in der Anlage,
- Bereistellung von Gemeinschaftsräumen,
- die Vertragsgestaltung aus Grundservice und Extraleistungen sollte verständlich, nachvollziehbar und übersichtlich formuliert sein.
In der Regel setzen sich bei einer angemieteten Wohnung der Preis aus einem Grundservice und frei wählbaren Service-Leistungen zusammen. Der Grundservice beinhaltet meist eine Betreuungspauschale. Inhalte der Leistungen können sein:
- Bereitstellen einer Kontaktperson vor Ort (zu regelmäßigen Tageszeiten),
- Hilfestellung und Unterstützung bei persönlichen Angelegenheiten,
- Durchführen von regelmäßigen Veranstaltungen, wie Kaffeenachmittage, gemeinsame Frühstücke, regelmäßige Feste und Austausch mit der Nachbarschaft.
- Hausmeisterservice,
- Hausnotrufanlage.
Hinzubuchbare Serviceleistungen können Unterstützung in der Hauswirtschaft, der Wäschepflege, beim Einkauf oder einem Speiseservice sein. Diese variieren je nach dem Standard des Betreuten Wohnens.
Ist pflegerische Unterstützung im Betreuten Wohnen möglich?
Nimmt der Pflegebedarf der Mieter*innen nach dem Einzug ins Betreute Wohnen mit der Zeit zu, können Leistungen der Pflegeversicherung genauso beansprucht werden wie zu Hause. Pflegekräfte ambulanter Pflegestationen unterstützen in der Hauskrankenpflege (wie zum Beispiel Medikamentengabe, Kompressionsstrümpfe an- und ausziehen) oder in der Grundpflege (wie Unterstützung bei der Körperpflege und An- und Auskleiden), Betreuung und Hauswirtschaft. Manche Anbieter der Wohnform stellen eigene ambulante Pflegedienste dafür zur Verfügung. In der Regel gibt es eine freie Wahl des ambulanten Pflegedienstes. Ebenso können pflegende Angehörige oder Nahestehende die Pflege dort übernehmen.
Kann die Versorgung aufgrund eines erhöhten Pflege-und Betreuungsbedarfs (wie bei zunehmender Demenz) in einem Betreuten Wohnen nicht mehr gewährleistet werden, dann ist ein Umzug in eine stationäre Pflegeeinrichtung unabwendbar. Ein Vorteil wäre hier eine nahe Pflegeeinrichtung, die die betroffenen Pflegebedürftigen eventuell schon von gemeinsamen Veranstaltungen vertraut sein könnten.
Wer unterstützt bei der Suche nach einem Betreuten Wohnen?
Im Internet oder anderen Medien gibt es eine Vielzahl von unüberschaubaren Angeboten. Um eine Orientierung mit Qualitätsmerkmalen für Interessierte und Ratsuchende zu schaffen, haben etliche betreibende Organisationen und Anbieter Qualitätskriterien festgemacht und stellen diese auch transparent zur Verfügung. Ebenso gibt es in einigen Bundesländern Qualitätssiegel für Betreutes Wohnen. Die Arbeiterwohlfahrt hat für ihre bundesweiten Angebote dazu ebenfalls eine Qualitätsnorm erstellt.
Die Suche nach einer Wohnung des Betreuten Wohnens hängt von etlichen individuellen Faktoren ab. Hilfreich ist dabei sich vor dem Einzug über die Wohnform beizeiten zu informieren. Stellen Sie sich eine Auswahl von Angeboten zusammen und nehmen Sie frühzeitig zu den Anbietern Kontakt auf. Nutzen Sie bei den Besuchen eine Check-und Informationsliste zum Betreuten Wohnen, die Sie bei Ihrer Entscheidung unterstützen kann.
Da Betreutes Wohnen oder Wohnen mit Service sehr begehrt ist, gibt es oftmals längere Anmeldezeiten. Lassen Sie sich frühzeitig auf eine Warteliste setzen!
Weitere Informationen:
Die Verbraucherzentrale informiert auf Ihrer Webseite zum Thema Betreutes Wohnen.
Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO) stellt eine Check-und Informationsliste kostenlos zur Verfügung.
Der AWO Bundesverband hilft mit der Einrichtungsdatenbank bei der Suche nach Betreutem Wohnen im Alter.
Kusine Rosa hat vier Einrichtungen des Betreuten Wohnens ausgesucht und Besuchstermine vereinbart. Für sie stellt sich noch die besondere Frage, ob auch ihre Katze mit umzuziehen darf.