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Von: Gudula Wolf
Immer mehr pflegende Angehörige kommen durch die Versorgung und Betreuung Ihrer pflegebedürftigen Nahestehenden an Ihre Grenzen. Um daran etwas zu ändern, haben pflegende Angehörige Anspruch auf eine mehrwöchige Kur- und Erholungszeit.
Onkel Willy ist 75 Jahre alt und lebt zusammen mit Tante Luise in einem kleinen Haus mit Garten. Seit vier Jahren ist er an Demenz erkrankt. Begonnen hat alles mit einem leichten Schlaganfall. Er wurde vergesslicher und sein Kurzzeitgedächtnis ließ nach. Seit einem Jahr muss Tante Luise immer mehr Aufgaben der Anleitung und der Versorgung übernehmen. Von der Körperpflege bis zum Schlafengehen- Onkel Willy weiß alleine nicht mehr weiter. Tante Luise ist immer für ihn da, Tag und Nacht. Sie hat die rechtliche Betreuung übernommen, organisiert die Leistungen der Pflegeversicherung, fährt ihn zu den Untersuchungen und kümmert sich nebenbei noch um das Haus und den Garten. Seit einiger Zeit klagt Tante Luise über Rücken- und Kopfschmerzen. Sie kann nicht mehr richtig schlafen und fühlt sich ausgebrannt. Den Onkel möchte sie nicht alleine lassen.
Die Familie will helfen und fragt sich, wie kommt Tante Luise wieder zu Kräften? Ist eine Auszeit von der Pflege möglich? Was passiert in der Zeit mit Onkel Willy?
Kur – und Rehabilitationsmaßnahmen für pflegende Angehörige
Immer mehr pflegende Angehörige kommen durch die Versorgung und Betreuung Ihrer pflegebedürftigen Nahestehenden an Ihre Grenzen. Um daran etwas zu ändern, haben pflegende Angehörige Anspruch auf eine mehrwöchige Kur- und Erholungszeit.
Vielen Angehörigen sind diese Vorsorge- oder Rehabilitationsmaßnahmen kaum bekannt, die Hürde für eine stationäre Kur war hoch, da zuerst alle ambulanten Maßnahmen ausgeschöpft werden mussten. Mit dem Pflegepersonal-Stärkungsgesetz haben es pflegende Angehörige seit dem 1. Januar 2019 leichter einen stationären Aufenthalt in einer Kurklinik bewilligt zu bekommen. Sie können nun aussuchen, zwischen einer ambulanten oder einer stationären Kur.
Eine stationäre Kur ist nun auch leichter durchführbar, da der gesetzliche Anspruch auch die Mitnahme und Versorgung ihrer pflegebedürftigen Nahestehenden in der Kurklinik vorsieht. Pflegende Angehörige können so an ihrem Kurprogramm teilnehmen und wissen ihre Pflegebedürftigen gut versorgt in Ihrer Nähe.
Was ist eine Kur?
Die Kur dient zur Vorsorge und zum Erhalt der Gesundheit. Das Ziel von Vorsorgekuren ist, die geschwächte Gesundheit verbessern und die Fähigkeit zur Eigenverantwortung und zur Selbsthilfe stärken.
Was ist eine Rehabilitation?
Bei der Rehabilitation geht es um die Wiederherstellung der Gesundheit. Sie gilt für Menschen, die bereits unter starken gesundheitlichen Einschränkungen leiden und im Alltag körperlich, seelisch oder geistig stark beeinträchtigt sind. Während der Rehabilitation werden alle medizinischen, physikalischen und psychosozialen Therapien angewandt, die für die Verbesserung seines Gesundheitszustandes erforderlich sind.
Kur – und Rehabilitationsmaßnahmen beantragen
Der Antrag kann bei der Krankenkasse gestellt werden. Möglich ist auch eine Kur- oder Rehabilitationsmaßnahme über die Hausärzt*innen zu beantragen. Für den Antrag ist es wichtig Aussagen zur Lebenssituation, zur seelischen Belastung sowie zu allen körperlichen Beschwerden aufzunehmen. Dies wird für eine umfassende ärztliche Begründung an die Krankenkasse benötigt.
Die Expertin rät dazu, eine der vielen bundesweiten Kurberatungsstellen aufzusuchen. Die AWO hat ein umfangreiches Netzwerk an Beratungsstellen. Mithilfe einer ärztlichen Verordnung „zur Notwendigkeit einer Kurmaßnahme“ wird gemeinsam der Kurantrag bearbeitet. Ebenso findet eine umfangreiche Beratung zu den Entlastungsmöglichkeiten statt.
Welche Kur – oder Rehabilitationsklinik ist die richtige?
Eine Vorsorge- oder Rehabilitationsmaßnahme dauert in der Regel drei Wochen und kann meist alle vier Jahre in Anspruch genommen werden. Es gibt eine Vielzahl von Kliniken, die auf die Bedürfnisse der pflegenden Angehörigen und ihrer pflegebedürftigen Nahestehenden ausgerichtet sind. Die AWO hält eine Vielzahl von Einrichtungen vor.
Weitere Fragen? Nutzen Sie den Expertenchat zum Thema!
Am 25. April 2019 findet in der Zeit von 14:00 bis 15:30 Uhr ein Expertenchat zum Thema Kur – und Rehabilitationsmaßnahmen für pflegende Angehörige statt. Interessierte und betroffene Personen können sich mit einer Expertin in einem Chat austauschen.
Treten Sie hier , auch ohne Registrierung bei.
Weitere Informationen
Kontakt:
Gudula Wolf