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Häusliche Gewalt erkennen

Von: Petra Rostock

 

Welche Warnsignale es gibt und wie man Betroffenen helfen kann

Gewalt gegen Frauen und Mädchen ereignet sich meist hinter verschlossenen Türen – quer durch alle Bildungs- und sozialen Schichten, in allen Altersstufen und unabhängig vom kulturellen Hintergrund. Mindestens jede dritte Frau hierzulande erlebt ab dem 16. Lebensjahr im Laufe ihres Lebens körperliche Gewalt und Übergriffe, fast jede siebte Frau Formen von sexualisierter Gewalt. Meistens findet die Gewalt im sozialen Nahraum statt, also durch Partner*innen oder Familienangehörige, aber auch durch andere Bezugspersonen wie z.B. Arbeitskolleg*innen, Betreuer*innen oder Pflegepersonal. Frauen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen sind im Lebensverlauf allen Formen von Gewalt noch häufiger ausgesetzt als Frauen im Bevölkerungsdurchschnitt.

Freundinnen, Angehörige oder auch Kolleginnen können von Gewalt betroffen sein.

Das heißt: Freundinnen, Angehörige oder auch Kolleginnen können von Gewalt betroffen sein. Es kann für sie schwierig sein, sich aus einer gewaltbelasteten Beziehung zu lösen. Oft hilft es aber, wenn Anzeichen für Gewalt wahrgenommen werden und die Betroffenen Bestärkung und Unterstützung aus Ihrem sozialen Umfeld erfahren.

Woran erkenne ich häusliche Gewalt?

Die Anzeichen für häusliche Gewalt können vielfältig sein.

  • Eine Frau hat keine Zeit (mehr), um sich mit Verwandten, Freund*innen, Kolleg*innen zu treffen und findet immer wieder Ausflüchte
  • Eine Frau trifft keine eigenen Entscheidungen und muss immer zuerst Rücksprache mit ihrem*r Partner*in halten
  • Eine Frau hat kein eigenes Geld zur Verfügung
  • Eine Frau hat Verletzungen (z.B. ein blaues Auge), die nicht mit der Erklärung, wie sie entstanden sind, übereinstimmen
  • Eine Frau hat chronische Beschwerden, die keine offensichtliche physische Ursache haben
  • Eine Frau hat verschiedene Verletzungen in unterschiedlichen Heilungsstadien
  • Eine Frau hat physische Verletzungen während der Schwangerschaft
  • Eine Frau hat häufige Fehlgeburten
  • Eine Frau hat z.B. Angst- und Panikattacken oder andere psychische Probleme wie Schlafstörungen, Depressionen, Essstörungen oder Suchtverhalten und Suizidalität
  • Eine Frau hat eine*n Partner*in, der*die übermäßig aufmerksam ist; kontrolliert und sich weigert, von der Seite der Frau zu weichen; die Frau beleidigt und bei anderen schlecht macht; die Frau daran hindert, das Haus zu verlassen, Familie oder Freund*innen zu treffen.

Was kann ich tun?

  1. Hilfsbereitschaft signalisieren
    Wenn Sie den Verdacht haben, dass eine Frau in Ihrem Umfeld Gewalt im sozialen Nahraum erlebt, sprechen Sie die Betroffene an und signalisieren Sie Hilfsbereitschaft.
  1. Konkret nachfragen
    Fragen Sie nach konkreten Handlungen, z. B. „Kann es sein, dass Du von deinem*r Partner*in geschlagen / getreten / geschubst / gestoßen / bedroht wirst/ wurdest?
  1. Verständnis zeigen
    Unterstützen Sie die Betroffene mit einer offenen, verständnisvollen, solidarischen Haltung.
  1. Zum Sprechen ermutigen – und das Erzählte ernst nehmen!
    Ermutigen Sie die Betroffene, über Ihre Erfahrungen zu sprechen und wertschätzen Sie den Mut und das Vertrauen, das Ihnen entgegen gebracht wird. Nehmen Sie die Betroffene in dem, was sie erzählt, erlebt hat und fühlt, ernst. Ziehen Sie die Schilderungen nicht in Zweifel, auch wenn Sie Ihnen vielleicht bruchstückhaft, widersprüchlich oder nur schwer nachvollziehbar erscheinen.
  1. Verantwortung deutlich machen
    Vermitteln Sie, dass Gewalt Unrecht ist und der*die Täter*Täterin verantwortlich ist für die ausgeübte Gewalt.
  1. Hilfemöglichkeiten aufzeigen
    Zeigen Sie Hilfemöglichkeiten auf, ohne die Betroffene zu Handlungen zu drängen oder unter Druck zu setzen. Respektieren Sie die Entscheidungsfindung der gewaltbetroffenen Person und nehmen Sie keine Interventionen ohne Absprache oder gegen den Willen der Betroffenen vor. Zeigen Sie, dass Sie auch zu einem späteren Zeitpunkt für ein Gespräch und Unterstützung zur Verfügung stehen: „Sprich mich an, wenn ich etwas für dich tun kann.“

Falls Sie Zeug*in von Gewalt werden, rufen Sie immer die Polizei. Wenn Sie allein einschreiten, bringen Sie möglicherweise sich selbst und Andere in Gefahr.

Und in jedem Fall gilt:

Falls Sie Zeug*in von Gewalt werden, z.B. Schreie aus einer Wohnung hören, rufen Sie sofort die Polizei. Wenn Sie allein einschreiten, bringen Sie möglicherweise sich selbst und Andere in Gefahr.

Wo finde ich Beratung und Unterstützung?

Beratung und Unterstützung für Betroffene und Angehörige gibt es z.B. in diesen Beratungs-, Kriseninterventions- und Schutzangeboten der AWO.

Frauenhäuser und Frauenberatungsstellen in ganz Deutschland finden Sie auch auf den Seiten von Frauenhauskoordinierung e.V.

Das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" ist ein bundesweites Beratungsangebot für Frauen, die Gewalt erlebt haben oder noch erleben. Unter der Nummer 08000 116 016 und via Online-Beratung finden Betroffene aller Nationalitäten, mit und ohne Behinderung in 17 Sprachen Unterstützung – 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr. Auch Angehörige, Freund*innen und Fachkräfte werden anonym und kostenfrei beraten.

Frauenhäuser und Beratungsstellen unterstützen Betroffene dabei, konkrete Handlungsmöglichkeiten und rechtliche Möglichkeiten zu erarbeiten, ein persönliches Sicherheitskonzept zu erstellen und die Gewalt aufzuarbeiten. Angehörige werden beraten, wie sie die Betroffene unterstützen können.

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