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Von: Oggi Enderlein
Grundschulkinder sind keine kleinen Kinder mehr! Sie sind aber auch noch nicht Jugendliche. Sie brauchen Anderes als die Kita-Kinder und auch Anderes, als die Jugendlichen. Große Kinder haben ihre ganz speziellen Interessen und Bedürfnisse, die mit einer guten und gesunden körperlichen, emotionalen, sozialen und auch geistigen Entwicklung zusammenhängen. Dafür brauchen die Kinder Gelegenheiten, Platz und Zeit.
Fragt man diese „Großen Kinder“, was sie in ihrer Freizeit am liebsten machen, werden ihre Interessen und Bedürfnisse deutlich.
So wollen immer noch die meisten Kinder im Alter zwischen 6 und 13 Jahren in ihrer Freizeit am liebsten rausgehen und mit Freunden zusammen sein. Um einfach so, ohne Anleitung und Aufsicht, zusammen zu spielen und zu quatschen, um etwas zu machen, was man sich selbst ausgedacht hat, um darüber zu streiten und sich zu einigen (oder auch nicht). Oft geht es um Aktivitäten, die mit Bewegung, Geschicklichkeit, Körpererfahrung zu tun haben. Besonders beliebt ist auch, mit allem was rollt, durch die Gegend zu kurven. Denn es geht auch darum, auf eigene Faust und mit Freunden die Welt im Umkreis der Wohnung zu erkunden und zu entdecken. Das tut gut und die Kinder lernen dabei mehr, als sich viele Erwachsene vorstellen können.
Kinder, die keine kleinen Kinder mehr sind, wollen sich darüber hinaus nützlich machen und erleben, dass sie aus eigener Kraft etwas Sinnvolles und Notwendiges zustande bringen können. (Erleben von Selbstwirksamkeit ist das Fachwort). So wünscht sich die Mehrzahl der Kinder für Angebote am Nachmittag lieber Arbeit an Projekten statt noch mehr Unterricht oder Hausaufgaben. Deshalb sind auch Experten, die ihnen die Welt außerhalb von Schule und Unterricht zeigen, oder die ihnen spezielle Fertigkeiten vermitteln, attraktiv.
Für viele Kinder ist die Schule heute der einzige Ort, an dem sie sich regelmäßig und in einem einigermaßen sicheren Rahmen treffen. Aber selbst in den Pausen ist die Zeit zum Quatschen und zum Spielen und um sich zu bewegen zu knapp. Kinder im Grundschulalter müssen nicht ständig von Erwachsenen bewacht oder unterhalten werden. Entwicklungsgemäß, in Absprache mit den Eltern und nach klaren Regeln muss ihnen zugestanden werden, sich auch während der Betreuungszeiten im fußläufigen Umkreis der Einrichtung frei zu bewegen.
Überhaupt ist es auch für Kinder viel aufbauender zu wissen, was man wann, mit wem, wo und wie tun darf, als sich immerzu daran erinnern zu müssen, was verboten ist oder was man tun muss.
Wenn Kinder sich mit ihren Bedürfnissen und Möglichkeiten ernst genommen, gefragt und beteiligt fühlen, geht es ihnen seelisch und körperlich besser. Und das wirkt sich auch auf die Schulleistungen aus.
Dafür kann und muss ein guter Ganztag im Interesse des Kindes sorgen.
© AWO Bundesverband
Oggi Enderlein ist Kinder- und Jugendpsychologin und Gründungsmitglied und Vorstand des Vereins Initiative für Große Kinder e.V.
Kontakt:
Dieter Eckert
Referent für Jugendsozialarbeit