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Es gibt nie genügend Kinderschutz

Von: Hubert Lautenbach

 

AWO fordert konsequente Umsetzung der Reform der Kinder- und Jugendhilfe

Im Sommer ist das Kinder- und Jugendhilfestärkungsgesetz nach langen Diskussionen in Kraft getreten. Mit der Novellierung wird eine, auch von der AWO langjährig vertretenen Forderung umgesetzt, die Ansprüche und Leistungen von und für alle Kinder und Jugendlichen im Kinder- und Jugendhilferecht zu bündeln.

 

Weitere zentrale neue Regelungen zielen darauf ab, den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Gewalt zu verbessern sowohl im familiären Bereich als auch in ihren außerfamiliären Lebensvollzügen sowie in Institutionen der Jugendhilfe. Die UN-Kinderrechtskonvention und das Grundgesetz normieren bereits umfangreiche Rechte auf Schutz vor Schäden, Beeinträchtigungen, Krankheiten und Gewalt.

 

Die Erziehungsverantwortung von Eltern zu stärken durch Beratung zu unterstützen, konkrete Hilfe in Überforderungssituationen zu leisten, die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen in Hilfemaßnahmen zu verbessern, Beschwerdemöglichkeiten auszubauen, Informationswege verbindlicher zu gestalten, sind zentrale Anliegen der gesetzlichen Neuerungen.

 

Die Reform der Kinder- und Jugendhilfe muss nun konsequent umgesetzt werden. Dafür müssen Kommunen deutschlandweit entsprechend personell und finanziell ausgestattet werden. Aus dem Grunde ist eine zentrale Forderung der AWO nach zusätzlichen Investitionen von Bund, Ländern und Kommunen, um den umfassenden Schutzes vor Gewalt weiter auszubauen. Es fehlt an präventiven Angeboten sowie einer strukturell verankerten finanziellen Absicherung der Beratungs- und Therapieangebote, insbesondere in ländlichen Regionen. Mitarbeiter*innen von Jugendämtern, von Beratungsstellen oder auch von Einrichtungen und Diensten der Erziehungshilfe benötigen Fortbildungen, um den neuen Aufgaben gerecht zu werden. Wenn sie Beratung oder Hilfe brauchen, ist es für Kinder, Jugendliche und Eltern wichtig, dass sie jemanden erreichen können. Nicht erst in der Corona-Pandemie hat sich gezeigt, dass sowohl die staatlichen Stellen mehr Personal benötigen, sondern auch die digitale Erreichbarkeit von Ämtern und Leistungserbringern dringend verbessert werden muss.

 

Dem eklatanten und sich weiter zuspitzenden Fachkräftemangel muss dringend mit einer Gesamtstrategie entgegengewirkt werden. Das betrifft die gesamte öffentliche und freie Kinder- und Jugendhilfe, insbesondere im Bereich der stationären Wohngruppen, der Kindertages- und Ganztagsbetreuung. Der steigende Personalbedarf lässt sich nicht von alleine decken, sondern es bedarf gezielter Maßnahmen, wie z.B. der Öffnung der Erzieher*innenausbildung und einer angemesseneren Entlohnung der Fachkräfte. Ihre Leistungen sind zuletzt in der Corona-Pandemie deutlich geworden, sie werden im Alltag jedoch viel zu wenig gewürdigt und gewertschätzt.

 

Mit der Novelle des SGB VIII ist die inklusive Kinder- und Jugendhilfe auf den Weg gebracht worden. In der kommenden Legislaturperiode geht es nun darum, konkrete Schritte zu planen, wie diese Gesamtzuständigkeit und ein verbesserter Kinderschutz ausgestaltet und umgesetzt werden soll. Dazu  bedarf es einer breiten Beteiligung der Freien Wohlfahrtspflege. Es liegt insbesondere auch in der Verantwortung der freien Träger, durch Schutzkonzepte, angemessene Beteiligungsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen und der Qualifizierung der Fachkräfte, in den eigenen Diensten und Angeboten für einen bestmöglichen Schutz zu sorgen. 

 

Die Stärkung der Kinder, der Jugendlichen und ihrer Familien und die Gewährleistung eines Aufwachsens im Wohlergehen ist eine gemeinsame Aufgabe von Familie und Gesellschaft. Weitere gute Voraussetzungen sind durch das Gesetz geschaffen, jetzt müssen Taten folgen.

Weiteres zur Bundestagswahlkampagne

Die AWO begleitet die 12 Wochen bis zur Wahl unter dem Motto „Deutschland, Du kannst das!“ mit sozial- und gesellschaftspolitischen Forderungen an die kommende Bundesregierung. Dieser Artikel im Rahmen der Themenwoche „Starke Familien“ veröffentlicht. Mehr dazu unter: https://awo.org/bundestagswahl-2021

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