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Von: Sophie Schwab
Der vorliegende Entwurf für einen 5. Armuts- und Reichtumsbericht eine große Sammlung von Daten, die wesentliche Entwicklungen und Trends zu Armut und Reichtum in Deutschland aufzeigen.
Dabei wird aus Sicht der AWO einmal mehr deutlich, dass sich die Schere zwischen Armut und Reich trotz der soliden Konjunktur und der guten Arbeitsmarktlage in den letzten Jahren weiter auseinandergegangen ist. Vor diesem Hintergrund bedauert die AWO, dass der Bericht aus den beschriebenen Entwicklungen keine wesentlichen neuen Schlussfolgerungen zieht, die Wirksamkeit der geltenden Regelungen nicht ausreichend überprüft und nur wenige neue Maßnahmen angeregt. Insoweit weist der Bericht aus Sicht der AWO Defizite auf.
Der Lebensphasenansatz hat eine starke individuelle Perspektive und birgt dadurch die Gefahr, dass institutionelle und strukturelle Ursachen von Armut und sozialer Ausgrenzung unerkannt bleiben. Daher darf sich der Fokus nicht auf individuelles Verhalten konzentrieren, sondern muss auf den Wandel der Verhältnisse gerichtet sein. Gleichzeitig darf die soziale Wirklichkeit nicht unabhängig und losgelöst von der wirtschaftlichen Situation und Verfasstheit der deutschen Wirtschaft gesehen werden.
Generell gilt, dass Armut und Reichtum im Verhältnis zueinander und nicht isoliert voneinander betrachtet werden dürfen. Somit ist es notwendig, dass sich der Bericht mit Reichtum und seinen gesellschaftlichen Ursachen und Folgen intensiv auseinandersetzt. Nur so können Verteilungsspielräume im Fünften Armuts- und Reichtumsbericht offengelegt werden.
Im Hinblick auf das Beteiligungsverfahren ist aus Sicht der AWO bedauerlich, dass die Ergebnisse des Workshops des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales und der Nationalen Armutskonferenz vom 7. Oktober 2015 nicht in den Bericht aufgenommen wurden. Mit einem eigenständigen Kapitel „Armut aus Sicht von Armutsbetroffenen“ hätte der Bericht erstmals den betroffenen Menschen selbst eine Stimme verleihen können.
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Sophie Schwab