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Digitale Technologien in der Pflege sind auf dem Vormarsch. Wie digitale Angebote Pflegende und Pflegebedürftige unterstützen können und welche Voraussetzungen bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens unbedingt geschaffen werden müssen.
In der effizienten Nutzung digitaler Technologien liegt ein großes Potential für die Zukunft in der Pflege und dem Gesundheitswesen. Sie können sowohl die Mitarbeitenden in diesen Bereichen unterstützen als auch dazu beitragen, dass kranke, hilfe- und/oder pflegebedürftige Menschen sowie Ihre An- und Zugehörigen Unterstützung im Bereich der Gesundheitsinformation als auch beim Erhalt von Selbstständigkeit und Teilhabe erhalten.
Wichtig ist dabei, dass es nicht um den Ersatz von professioneller Pflege und anderen Gesundheitsberufen geht, sondern um ergänzende Angebote. Über digitale Anwendungen kann insbesondere die Kommunikation zwischen kranken und/oder pflegebedürftigen Menschen sowie Ihre An- und Zugehörigen, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen sowie anderen Leistungserbringern und mit den Pflege- und Krankenkassen erleichtert und entbürokratisiert werden einschließlich der elektronischen Abrechnung.
Für kranke, hilfe- und/oder pflegebedürftige Menschen bietet die Digitalisierung die Möglichkeit, über Informationsportale, Gesundheits-Apps etc. niedrigschwellig an relevante Information zu kommen. Dies schließt auch die Beratung ein. Die AWO hat hier gute Erfahrung mit Ihrer Online-Pflege- und Seniorenberatung gemacht, über die sowohl Informationen und Informationsmaterial rund ums Alter und das Thema „Pflegebedürftigkeit“ bereitgestellt werden als auch Onlineberatung via Email oder Chat angeboten wird. Online-Beratung erweist sich dabei schon jetzt als sinnvolle Ergänzung zur Vor-Ort- und zur telefonischen Beratung. Allerdings gilt auch hier, dass über digitale Medien nicht alle Zielgruppen erreicht werden können und auch weiterhin analoge Zugänge zu Information und Beratung notwendig sind. Ein weiterer Einsatzbereich digitaler Technologien zur Unterstützung älterer, kranker, hilfe- und/oder pflegebedürftiger Menschen sowie Ihre An- und Zugehörigen besteht in der Unterstützung der Selbstständigkeit und Teilhabe, die z. B. ein längeres Verweilen in den eigenen vier Wänden ermöglichen mittels bspw. der Telemedizin bis hin zur Smart-Home-Anwendungen.
Damit die Potentiale der Digitalisierung im Gesundheitswesen und der Pflege auch zum Tragen kommen können, bedarf es aber auch einiger Voraussetzungen, wie
- dem Ausbau der Internetinfrastruktur (kabelgebunden und/oder drahtlos) sowie die Gewährleistung eines leistungsfähigen WLAN in Krankenhäusern, Reha- und Pflegeeinrichtungen, aber auch flächendeckend für Anwendungen in privaten Haushalten und insbesondere auch auf dem Land;
- den parallelen Anschluss der Pflege an die Telematikinfrastruktur im Rahmen der Pflege- und der Krankenversicherung, wobei auch die mobilen Datenerfassungen der ambulanten Pflegeeinrichtungen unverzüglich an die TI anzuschließen sind;
- die Sicherstellung der Datensicherheit und des Datenschutzes gerade bei sensiblen gesundheits- und personenbezogenen Informationen;
- die gegenwärtig teilweise parallellaufenden und nicht immer abgestimmten Prozesse von Gesetzgebungsverfahren, Modellprojekten und Aktivitäten der unterschiedlichen Akteure in einen transparenten Roadmap-Prozess zu integrieren und dabei Synergieeffekte zu nutzen.
Bei allen Maßnahmen ist die Refinanzierung der Anschaffung von Hardware, Peripheriegeräten und Software sowie der Betriebskosten, der Wartung und das Engineering sowie die Unterstützung und Schulung des Pflegepersonal sicherzustellen, ohne dass die betroffenen Menschen belastet werden. Dies gilt z. B. auch für die Anschubfinanzierung zur Digitalisierung nach § 8 Absatz 8 SGB XI.
Die Politik und vor allem eine nächste Bundesregierung wird deshalb aufgefordert, Prozesse der digitalen Transformation in Gesundheit und Pflege zu unterstützen und zu koordinieren.
Weiteres zur Bundestagswahl
Die AWO begleitet die 12 Wochen bis zur Wahl unter dem Motto „Deutschland, Du kannst das!“ mit sozial- und gesellschaftspolitischen Forderungen an die kommende Bundesregierung. Dieser Artikel wurde im Rahmen der Themenwoche „Gute Pflege für alle“ veröffentlicht. Mehr dazu unter: https://awo.org/bundestagswahl-2021