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Von: Mona Finder
Marie Juchacz war zu einer Zeit politisch hochengagiert, in der Frauen Politik gänzlich verboten war. Doch ihr Wirken sollte die deutsche Geschichte verändern. „Jetzt bekommt Marie Juchacz endlich das Denkmal, das ihre Leistungen würdigt. Ihre Errungenschaften dürfen nicht in Vergessenheit geraten“, erklärt der Präsident der AWO Wilhelm Schmidt. Aus diesem Anlass kamen heute über 200 Gäste aus Politik, Gesellschaft und Wissenschaft zusammen. „Ein sehr bewegender Moment“, erklärte Wilhelm Schmidt, nachdem das Tuch, das das Denkmal verhüllte, weggezogen wurde. Auch dabei war die Urgroßnichte Marie Juchacz Lydia Struck.
Der SPD Kanzlerkandidat Martin Schulz würdigte Marie Juchacz als: „eine große Kämpferin für Gleichberechtigung, Solidarität und Gerechtigkeit. Sie verdient es, dass wir ihr ein Denkmal für ihr Lebenswerk setzen. Ein Denkmal, das uns an ihren aufopferungsvollen Kampf erinnert. Daran, dass die Würde des Menschen immer im Mittelpunkt unseres Handelns stehen muss. Daran, dass Frauen und Männer gleichberechtigt vor dem Gesetz sind und wir dafür sorgen müssen, dass sie es auch in der Praxis sind.“
Der AWO Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler betrachtet den Handlungsauftrag von Marie Juchacz noch immer als aktuell: „Die AWO engagiert sich auch heute ganz im Sinne ihrer Gründerin für eine sozial gerechtere Gesellschaft, für eine Politik, die die Interessen und Bedürfnisse von Familien in den Fokus rückt, für die Gleichstellung der Geschlechter und für eine Gesellschaft, die solidarisch in Vielfalt zusammen lebt.“
Der Künstler des Denkmals Prof Gerd Winner erklärt, dass er nach langen Recherchen über Marie Juchacz und ihr Wirken, vor der Herausforderung stand, dieses Wirken begreifbar und sichtbar zu machen. Für Winner stellt Stahl das passende Material dar. Er beschreibt das Denkmal als Gedenkplatte, die aus zwei gestützten Dreiecken eine Mittelform trage. Alle Formen der Skulptur streben einem Zenit zu. In der Mitte ist die Gedenkplatte mit dem Namen und dem Portrait Marie Juchacz. Winner ist überzeugt: „Die Skulptur vereint die Begriffe des Sozialstaates und das Gedenken an Marie Juchacz.“ Wichtig war dem Künstler zudem, dass die Skulptur mit dem Boden verbunden ist und nicht auf einem Sockel steht. Diese Erdverbundenheit hätte Juchacz ausgemacht.
Der Platz für das Denkmal wurde wohlbedacht gewählt. So befand sich unweit des heutigen Mehringplatzes in Berlin-Kreuzberg bis 1933 die Zentrale und die Wohlfahrtsschule der Arbeiterwohlfahrt (AWO). Das Denkmal wurde zu einem großen Teil aus Spenden finanziert.
Marie Juchacz
Marie Juchacz gründete die Arbeiterwohlfahrt (AWO) und war von 1919 bis 1933 deren Vorsitzende. Sie gehörte zu den Frauen, die in Deutschland gegen erbitterten Widerstand das Frauenwahlrecht erstritten. Marie Juchacz war von 1917-1933 war Mitglied des SPD-Parteivorstandes und Leiterin des Frauenbüros der Partei und von 1919 bis 1933 Mitglied der Weimarer Nationalversammlung und des Reichtages. In der Weimarer Nationalversammlung hielt sie am 19. Februar 1919 als erste Frau eine Rede in einem gewählten Parlament in Deutschland. Bis 1933 blieb sie als führende Sozial- und Frauenpolitikerin der SPD Mitglied des Reichstags.
Als Marie Juchacz 1919 die Arbeiterwohlfahrt gründete, hat sie ganz sicher nicht im Sinn gehabt, dass die Arbeiterwohlfahrt knapp einhundert Jahre nach ihrer Gründung bundesweit von über 335.000 Mitgliedern, 66.000 ehrenamtlich engagierten Helfenden sowie 215.000 hauptamtlichen Mitarbeitenden getragen wird.
Kontakt:
Mona Finder
Pressesprecherin