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Von: Anja Wichitill
Was ist eigentlich Vielfaltssensibilität? Und wie setzt man das im Alltag um? Ein Projekt in Berlin hat es ausprobiert - mit einem altbekannten Spiel und ganz neuen Regeln.
Das erste AWO-Fußball-Diversity-Turnier.
Fußball bringt die unterschiedlichsten Menschen zusammen – Geschlecht, Alter, besondere Beeinträchtigungen oder Herkunft – die Leidenschaft für das runde Leder vereint viele.
In Berlin lebt man in einer stark heterogenen Stadt, in der die Menschen jeden Tag aufs Neue ihr Zusammenleben im Kleinen aushandeln. Mit dem Grundgesetz gibt es ein fundamentales Regelwerk und auf dem Platz Schiedsrichter*innen, die bei einem Foul die rote Karte zeigen oder abpfeifen. Aber in unserer Gesellschaft sind wir alle auch aktive Spieler*innen.
Was also – wenn wir selbst einmal die Regeln für unser Zusammenspiel miteinander neu aushandeln? Im Rahmen der Aktionswoche 2017 hat sich eine Projektgruppe um Kirstin Schüssler (Leiterin der AWO Freiwilligendienste in Berlin) und Leonie Sagemüller (Projektkoordinatorin) diesen Anspruch an ihr Fußballturnier gesetzt. Hierbei spielte der Begriff Diversity eine wichtige Rolle.
Diversity bedeutet Diversität oder auch Vielfältigkeit. Die AWO folgt der Vielfaltssensibilität bereits seit vielen Jahren als Grundbaustein ihrer Sozialen Arbeit und auch als Arbeitgeberin ist es schon lange ihr Prinzip, Vielfältigkeit als Potenzial zu verstehen.
In diesem Rahmen haben die Organisatorinnen also kein gewöhnliches Turnier auf die Beine gestellt.
Zunächst machte das Team sich auf die Suche nach fußballbegeisterten Mitspieler*innen: Gefragt waren ehrenamtliche Helfer*innen und Teamplayer*innen für den Rasen.
Das Konzept des „klassischen“ Turniers wurde im Vorfeld um diversitätsbewusste Bildungsarbeit erweitert. Bevor es am 20. und 21. Mai 2017 in der Behmstraße auf den Rasen ging, wurde zwei Tage lang gemeinsam in der AWO Spukvilla in Workshops gearbeitet. Ziel war die gemeinsame Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen und vielfältigen Lebenswelten der etwa 20 Teilnehmenden sowie die Entwicklung eigener Regeln und alternativer Spielziele im gegenseitigen Austausch. Das Ziel: die „Besonderheiten“ aller Spieler*innen miteinzubeziehen und ein faires Spiel zu schaffen. Bei der Teambildung hieß das z.B., die jeweilige körperliche Konstituierung mit einzubeziehen – ohne dabei zu diskriminieren. Die Diversität der Spieler*innen wurde so zur Normalität. Nichts anderes meint auch Inklusion.
Inklusion betrachtet eine heterogene Gesellschaft als „Normalzustand“ und versteht deren Diversität als Potenzial.
Althergebrachte Rollenbilder werden bei einem solchen vielfaltssensiblen Spiel genauso unter die Lupe genommen wie die generelle Frage nach Gewinner*innen und Verlierer*innen. Alternative Spielziele wie die Fair-Play Wertung wirbeln die Ergebnisse nochmal ordentlich durcheinander und zeigen neben den geschossenen Toren eine andere Perspektive. Eines ist klar – gewonnen haben alle, die dabei waren.
Wie sieht Engagement bei der AWO aus? Wie kann ich selbst aktiv werden? Im Vorfeld der AWO Aktionswoche 2018 nehmen wir das Engagement bei der AWO unter die Lupe. Und vom 16. bis 24. Juni heißt es dann wieder: Echte Vielfalt. Echtes Engagement. Echt AWO. Alle Blogartikel, Themen, Infos und Aktionen gibt es hier: ECHT AWO.