Seite drucken
Von: Petra Junghans und Ragnar Hoenig
Das Verhältnis zwischen den Generationen in unserer Gesellschaft ist geprägt von einem intensiven und vielfältigen Geben und Nehmen. Viele Großeltern entlasten ihre Kinder bei der Kinderbetreuung und leisten zudem oft auch finanzielle Unterstützung. Die jüngere Generation wiederum übernimmt unter anderem durch die häuslich-pflegerische Versorgung Verantwortung für die ältere Generation. Die vielfältigen Austauschbeziehungen zwischen Jung und Alt finden statt, obwohl das gut ausgebaute Netz der sozialen Sicherung die Generationen unabhängiger von einander macht. Dies zeigt: Der Generationenvertrag funktioniert. Der viel beschworene „Krieg der Generationen“ ist eine Fiktion und hat mit der Realität wenig zu tun.
Dass der Generationenvertrag funktioniert zeigen auch zahlreiche Projekte der AWO, bei denen Jung auf Alt trifft. Eines dieser Projekte ist das AWO-Begegnungszentrum Kastanienhaus am Wall. Hier sind Offene Jugendarbeit und Seniorenbegegnung seit dem Jahr 2014 unter einem gemeinsamen Dach und bieten auf diese Weise die Möglichkeit generationenübergreifender Begegnungen und Bildung. Die Seniorenbegegnung ist ein Ort für Menschen über 55 Jahren. Nach dem Motto „Älter werden – Neues wagen“ ermöglichen vielfältige Angebote Kontakte zwischen den Senioren. Neben Kursen, Veranstaltungen und Vorträgen aus den Bereichen Kultur, Bewegung und Kreativität finden Computer- und Sprachkurse genauso wie Seniorengymnastik und Yogakurse statt. Das Jugendzentrum wiederum bietet Raum für niedrigschwellige offene Kinder- und Jugendarbeit. Die Angebotsentwicklung ist bedarfsorientiert und nicht vorgegeben. Das Mit-Mach-Programm und die Ferienspiele bieten Möglichkeiten, mit anderen Neues zu erleben.
Durch die räumliche Nähe im gemeinsamen Begegnungszentrum werden gezielt Jung-Alt-Projekte entwickelt und durchgeführt. Beispiele dafür sind Jung-Alt-Projekte wie Kochen, Gesprächsprojekte „Jugend von heute trifft Jugend von damals“, Fotoprojekte, Kreativangebote wie Palettenmöbelbau und ein Grafittiprojekt. Jung-Alt-Projekte laden immer wieder zum Mitmachen ein und sorgen so für ein Miteinander der verschiedenen Generationen. Offene Jugendarbeit und Seniorenarbeit sind Arbeitsfelder, in denen gesellschaftliche Ziele wie Solidarität, Toleranz, Teilhabe und Gerechtigkeit umgesetzt werden. Die Politik darf den demografischen Wandel nicht nur aus einer rentenpolitischen Brille betrachten, sondern muss das vielfältige Geben und Nehmen zwischen den Generationen weiter fördern.
Petra Junghans ist pädagogische Leiterin im AWO KastanienHaus am Wall, Seniorenbegegenung/Jugendzentrum, Kastanienwall 7-9, 32657 Lemgo.