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AWO fordert zum Tag der Arbeit, dem Niedriglohnsektor und prekärer Beschäftigung den Kampf anzusagen
„Arbeit muss sich immer lohnen, doch das tut sie für viele in unserer Gesellschaft leider noch nicht“, stellt Michael Groß, Präsident der Arbeiterwohlfahrt, anlässlich des Tags der Arbeit fest. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Der Zusammenhang zwischen prekären Beschäftigungsformen, niedrigen Löhnen und fehlender Betreuungsinfrastruktur ist für Frauen jedoch die größte Herausforderung, die es aus Sicht der AWO für eine gute Arbeitsmarktpolitik zu lösen gilt. So hat Deutschland noch immer einen der größten Niedriglohnsektoren in Europa und gleichzeitig eine immens hohe Zahl geringfügig Beschäftigter.
Unter den derzeit 6,5 Millionen geringfügig Beschäftigten finden sich 3,8 Millionen Frauen und 2,7 Millionen Männer. Der Anteil der Geschlechter in der Bevölkerung ist jedoch nahezu ausgewogen. Nach Berechnungen des Instituts für Arbeit und Qualifikation war jede vierte abhängig Beschäftigte im Niedriglohnsektor tätig. Das ist ein um 10 Prozentpunkte höherer Anteil als unter Männern. Frauen sind damit auch stärker von den Folgen prekärer Beschäftigung betroffen als Männer. Sie haben nicht nur ein Einkommen, das oft nicht zum Leben reicht, sondern leiden auch häufiger unter den Spätfolgen wie niedrigen Renten und Altersarmut.
Michael Groß kommentiert: „Es ist nicht zu leugnen, dass prekäre Beschäftigungsformen und Niedriglöhne Frauen viel stärker betreffen als Männer. Die Gleichstellung der Geschlechter zu erreichen und Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung zu befähigen, hat die Bundesregierung als eigenes Ziel in ihrer Nachhaltigkeitsstrategie formuliert. Dass es dafür einen massiven Ausbau der Kinderbetreuung und einen Mindestlohn braucht, steht ebenfalls in der Strategie. Statt weiter nur an Papiertigern zu feilen, sollte die Bundesregierung diese wesentlichen Inhalte endlich umsetzen. Vor dem Hintergrund der anhaltenden Preissteigerungen ist es unausweichlich, dass der Mindestlohn auf 14 Euro angehoben und auch die Mindestausbildungsvergütung erhöht wird. Davon profitieren alle Geschlechter."
Armutsfeste Löhne seien aber nur die eine Seite der Medaille, um Arbeitsmarktpolitik im Sinne von Frauen zu betreiben, so AWO Präsident Michael Groß. Genauso konsequent müsse auch der flächendeckende Ausbau von Betreuungsangeboten für Kinder vorangetrieben werden: „Denn zu oft ist es eben die hart arbeitende alleinerziehende Frau mit Kind, die nicht über die Runden kommt, weil sie aufgrund fehlender Betreuungsmöglichkeiten in prekären Beschäftigungsverhältnissen im Niedriglohnbereich und ohne soziale Absicherung gefangen ist. Nicht ohne Grund beziehen 135.000 Alleinerziehende aufstockende Leistungen aus der Grundsicherung. Und die Dunkelziffer ist hier noch gar nicht eingerechnet, weil viele aus Scham oder Angst vor Stigmatisierung den Gang zum Jobcenter erst gar nicht wagen. Hier muss die Politik endlich aktiv werden!“
Kontakt:
Jennifer Rotter
Pressesprecherin