Seite drucken
Von: Ragnar Hoenig
Das gesellschaftliche Klima gegenüber Alleinerziehenden hat sich in den letzten Jahren gewandelt: Die Stigmatisierung nimmt ab, vielfältige Modelle von Elternschaft erringen nach und nach größere Akzeptanz.
Geringe Teilhabe am Arbeitsmarkt
Doch viele Probleme sind geblieben. Allen voran: die geringe Teilhabe Alleinerziehender am Arbeitsmarkt. Daran hat auch der Anspruch auf einen Kita-Platz für unter dreijährige Kinder nichts geändert. Denn immer noch klafft zwischen Kita-Bedarf und Kita-Angebot eine große Lücke.
Für viele Alleinerziehende bedeutet dies einen Ausschluss aus dem Arbeitsmarkt und ein Leben mit „Hartz IV“. Auch der 5. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung belegt die prekäre Situation vieler Alleinerziehender. So liegt ihre Erwerbstätigenquote mit etwa 70 % deutlich unter dem Bevölkerungsdurchschnitt von rund 78 %.
Alleinerziehende sind für Betriebe ein Gewinn
In der Folge sind Alleinerziehende und deren Kinder besonders von Armut betroffen oder bedroht. Ihre Armutsrisikoquote liegt bei etwa 38 % und damit mehr als doppelt so hoch wie im Bevölkerungsdurchschnitt. Auf der anderen Seite gehen vielen Betrieben durch die fehlende Arbeitsmarktintegration der Alleinerziehenden enorme Arbeitskräftepotenziale verloren. Viele Alleinerziehende übernehmen Verantwortung, planen und handeln umsichtig und stimmen sich gut ab. Kurzum: Alleinerziehende erwerben im familiären Kontext Kompetenzen, die für viele Betriebe einen großen Gewinn bedeuten würden.
Das Projekt "Marie"
Die AWO setzt sich nicht nur auf politischer Ebene, sondern auch ganz praktisch mit zahlreichen Projekten für eine bessere Erwerbsintegration von Alleinerziehenden ein. Ein besonderes Beispiel ist das Projekt „Marie“ des AWO Unterbezirks Ennepe-Ruhr. Das Projekt ist Teil der Reihe „MiA – Mütter in Arbeit“ und verfolgt das Ziel, junge, erwerbsfähige Mütter, die wegen unzureichender Kinderbetreuungsmöglichkeiten arbeitslos sind, in Ausbildung oder Arbeit zu bringen. Neben der Sicherstellung einer stabilen und verlässlichen Kinderbetreuung bietet das Projekt auch eine gezielte Vorbereitung auf die bevorstehende Ausbildung bzw. Arbeitsaufnahme an. Im Jahr 2016 war es das Projekt mit der besten Vermittlungsrate im Ennepe-Ruhr-Kreis.
Mehr Informationen zu dem Projekt: