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Wir fordern von der Politik die erforderlichen Rahmenbedingungen, damit sich die Grausamkeit von Rostock-Lichtenhagen nicht wiederholt.
Zwischen dem 22. und 26. August jähren sich die rassistischen Ausschreitungen gegen eine Asylbewerberaufnahmestelle und ein Wohnheim in Rostock-Lichtenhagen zum 30. Mal.
Dazu erklärt Michael Groß, Präsident der Arbeiterwohlfahrt: „Diese Ausschreitungen haben nicht in einem gesellschaftlichen Vakuum stattgefunden. Sie sind keine Anomalie, sondern nur eine gewalttätige Folge des gesamtgesellschaftlichen Rassismus in Deutschland. Medien und öffentliche Haltung waren sich einig, dass „Ausländer unerwünscht“ seien; die Presse beschwor ungehindert und unhinterfragt eine angebliche „Ausländerflut“ und „Asylantenschwemme“ herauf. Dass dieser Hass so stehen bleiben konnte und sich letzten Endes in Gewalt entlud, ist eine große Schuld von uns allen. Es waren Rechtsextremist*innen, die erst Steine warfen und dann Feuer legten. Es war aber die gesamte Gesellschaft, die sie mit ihrem Zündeln dazu ermutigt hat. Und: Diese Grausamkeit ist kein Einzelfall geblieben. Sie bedeutete auch nicht das Ende rassistischer Gewalt in Deutschland: Mit Hoyerswerda und Mannheim-Schönau als Vorgänger folgten Mölln, Solingen, Lübeck, der NSU, München, Halle und Hanau, um nur einige Beispiele zu nennen.“
Kathrin Sonnenholzner, Präsidentin der Arbeiterwohlfahrt, ergänzt: „Es liegt in unserer Verantwortung, das Erinnern daran wachzuhalten und den Kampf gegen Rassismus weiter entschieden zu führen. Die AWO setzt sich für den Zusammenhalt der Gesellschaft, für Vielfalt und Pluralität ein. Wir fordern von der Politik die erforderlichen Rahmenbedingungen, damit sich die Grausamkeit von Rostock-Lichtenhagen nicht wiederholt. Wir sind entschlossen, uns mit voller Kraft weiterhin jeder völkischen, rassistischen und populistischen Aufhetzung gegen Geflüchtete, rassifizierte Menschen und Minderheiten entgegenzustellen, uns für den Zusammenhalt der Gesellschaft einzusetzen, um unserer Verpflichtung und Verantwortung in einer pluralen und rassismuskritischen Gesellschaft nachzukommen.“
Von der Politik fordern wir Gleichbehandlung aller geflüchteten Menschen; Gleichbehandlung aller Schutzsuchenden unabhängig von ihrer Herkunft, Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe, Weltanschauung oder Religion, von Alter, Geschlecht und sexueller Identität; Maßnahmen zur Stärkung des zivilgesellschaftlichen Engagements gegen gesellschaftliche Spaltung; die Verabschiedung des Demokratiegesetzfördergesetzes für eine gerechte Bildung; Aufwertung, Würdigung und Wertschätzung der langjährigen antirassistischen Arbeit im Rahmen der Bundesprogramme Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE), der Jugendmigrationsdienste (JMD) sowie der Flüchtlingssozialarbeit.
Die politisch Verantwortlichen müssen Entschlossenheit zeigen und ihr Versprechen im Koalitionsvertrag zur besseren Gestaltung der Migrationsarbeit und im Kampf gegen Extremismus und Rassismus zügig umsetzen.
Kontakt:
Jennifer Rotter
Pressesprecherin