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Die Corona-Krise muss genutzt werden, um Gemeinschaft zu stabilisieren.
Der morgige 1. Mai ist als Tag der Arbeit fest verankert in unserer Ideengeschichte und historisch erwachsen aus der weltweiten Arbeiterbewegung. Anlässlich des diesjährigen Feiertags geben der Präsident, Wilhelm Schmidt, und der Vorstandsvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt, Wolfgang Stadler, folgende Erklärung ab:
„Wir haben in unserer 100-jährigen Geschichte als Wohlfahrtsverband gelernt, in Krisen das Miteinander zu fördern und Mut zu entwickeln für die Zeit danach. Es sind diese Solidarität und unsere gefestigten Sozialstaatsstrukturen, die uns nicht nur jetzt helfen, die Krise abzufedern, sondern die uns auch in Zukunft ermöglichen, als aktive Gemeinschaft aus ihr hervorzugehen. „Gemeinsam sind wir stark“ ‑ das ist der alte Leitspruch der Arbeiterbewegung. Der muss jetzt und mehr denn je mit Leben erfüllt werden, in der örtlichen Gemeinschaft genauso wie im Land und in Europa.
`Gemeinsam sind wir stark´- der alte Leitspruch der Arbeiterbewegung muss jetzt mehr denn je mit Leben gefüllt werden.
Wilhelm Schmidt, Präsident der Arbeiterwohlfahrt
Es sind unsere Vereine, Organisationen, Verbände und Bürgerinitiativen, die den Kitt unserer Gesellschaft bilden. Die Corona-Krise muss genutzt werden, um Gemeinschaft zu stabilisieren. Auch in den Strukturen des Sozialstaats gibt es Mängel, die abgestellt werden müssen. Viel zu oft wird erfolgreiche soziale Arbeit zeitlich beschränkt, obwohl es gerade die Sicherheit der Kontinuität im Sozialraum braucht. Das Wegbrechen von „freiwilligen“ Aufgaben und Einrichtungen der Sozial-, Kinder-, Jugend- und Familienarbeit im kommunalen Raum wäre für viele hilfebedürftige Menschen fatal und muss trotz drohender Finanzprobleme der Kommunen verhindert werden. Auch die letzten „Marktwirtschaftler“ müssen wissen, was wir in der sozialen Arbeit längst leben: Ohne Gemeinschaft und ohne die Fürsorge der lebendigen Zivilgesellschaft ist keine solidarische Gesellschaft zu machen und ohne Solidarität und Gerechtigkeit gibt es keine prosperierende Wirtschaft mit guter Arbeit und Wohlstand. Diese Erkenntnis als Kraft für die Zukunft nutzen, ist die Forderung der Arbeiterwohlfahrt zum 1. Mai“, erklärt AWO-Präsident Wilhelm Schmidt.
„Wir müssen die Strukturen des Sozialstaats auf die Zukunft ausrichten und uns vor allem an diesem 1. Mai vergegenwärtigen, welche Arbeitskräfte das Rückgrat der Gesellschaft sind: Wer das tut, der erkennt an, dass es vor allem die Menschen sind, die Sorge für andere tragen. Es sind die, die jetzt besonders auf ältere Menschen in Seniorenheimen Acht geben, die auf die Kleinsten in der Gesellschaft in Notbetreuungseinrichtungen aufpassen oder in anderen sozialen Einrichtungen trotz allem Menschen nahe sind. Diese Nähe ist in Zeiten der Corona-Pandemie auch eine Gefahr für sie persönlich – und dennoch nehmen sie sie auf sich.
Soziale Arbeit ist zutiefst systemrelevant. Die Verantwortung, die die Menschen in sozialen Berufen krisenunabhängig tragen, aber die jetzt noch sichtbarer ist, steht in keinem Verhältnis zu den Löhnen und der Anerkennung, die ihnen zuteilwerden. Deswegen fordern wir als AWO: Die Anerkennung muss sich auf dem Konto der Arbeiter*innen in den sozialen Berufen widerspiegeln.
Alles andere sind Sonntagsreden und helfen der Gesellschaft nicht über den Tag hinaus. Deshalb kämpfen wir auch für angemessene und verbindliche Tarife in der Pflege. Die gesetzlichen Grundlagen sind da, jetzt müssen wir alle handeln und das fordern wir an diesem 1. Mai. Die Lohnerhöhungen dürfen jedoch nicht zu Lasten der Pflegenden oder ihrer Angehörigen gehen. Zusätzliche Personalkosten müssen vollständig finanziert, Eigenanteile dürfen nicht erhöht werden. Dieser 1. Mai 2020 in der Corona-Krise muss denen gelten, die derzeit für uns alles geben und die nach der Krise mehr haben müssen als es vorher der Fall war. Dafür streiten wir als Arbeiterwohlfahrt“, erklärt Wolfgang Stadler, Vorstandsvorsitzender der Arbeiterwohlfahrt.
Kontakt:
Jennifer Rotter
Pressesprecherin