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Von: Ina Pietschmann, Jennifer Rotter
Wie Ehrenamtliche aus einem Second-Hand-Laden einen nachhaltigen Treffpunkt im Quartier machten.
Eigentlich sollte es nur ein Second-Hand-Laden sein. Entstanden ist ein fester Treffpunkt für die Menschen im Südbadischen Quartier – und fast nebenbei ein nachhaltiges Kaufhaus. Über die große Kraft im kleinen Ehrenamt.
Eine ungewöhnliche Idee
Vor acht Jahren stand es nicht gut um den AWO Kreisverband Lörrach: Die Luft war raus, das Ende des Vereins schien ausgemacht. Doch der Vorstand sah eine Chance für den Neuanfang in einer damals noch ungewöhnlichen Idee: dem Sozialkaufhaus.
Sozialkaufhäuser nehmen das, was sonst viel zu früh im Müll landen würde, und verkaufen es für kleines Geld an Menschen, die sparen wollen oder müssen: gut erhaltene, aber nicht mehr ganz modische Möbel, die der schickeren Einrichtung weichen müssen. Abgelegtes Kinderspielzeug. Überzähliges Geschirr und so manche Schätze aus Omas Vitrine.
Gegen Konsumzwang
Der Kreisverband wagte das Experiment: in einem ehemaligen Möbelhaus in Rheinfelden eröffnete er das „Schatzkästlein“. Auf zwei Etagen wurde nun alles angeboten, was Menschen brauchen könnten: Schränke oder Bettgestelle, Kleidung oder Bücher, Spielzeug, Kleider oder Haushaltswaren.
Fast nebenbei entstand so auch ein Beispiel dafür, wie die abstrakte Idee von Nachhaltigkeit ganz pragmatisch Form annehmen kann: aufbereiten statt ständig neu konsumieren müssen, wiederverwerten statt wegschmeißen.
Möglich nur dank Ehrenamt
Das Sozialkaufhaus etablierte sich schnell. Rheinfelden ist traditionell eine Arbeiterstadt, viele Haushalte müssen von einem engen Budget leben. Doch womit niemand gerechnet hatte: Wer eigentlich nur bei Bedarf zum Einkaufen kommen wollte, kam häufig immer wieder. Für den netten Schwatz, das gemeinsame Lachen, das schöne Wiedersehen. Aus dem Konsumort wurde ein sozialer Begegnungsraum – und zwar längst nicht nur für die Kunden.
Denn auch der Service im Gebrauchtwarenkaufhaus ist eine Spende: Über 30 Ehrenamtliche halten den Laden am Laufen. Viele der freiwilligen Helfer*innen kommen regelmäßig noch nach Feierabend vorbei, um mit anzupacken. Und manche sind von Kunden zu Ehrenamtlichen geworden. Menschen, die nach beruflichen oder persönlichen Krisen Halt verloren hatten, fanden im Schatzkästlein eine neue Aufgabe und neuen Zusammenhalt.
Puzzlen für den guten Zweck
Die Helfer*innen sortieren die Sachspenden, bauen Möbel auf und ab, füllen die Waren auf oder dekorieren die Schaufenster. Am aufwendigsten ist vielleicht das Sichten der Spiele: Jedes einzelne muss auf Vollständigkeit geprüft werden. Manchmal bedeutet das zum Beispiel, über Tage für den guten Zweck zu puzzeln – denn anders ist nicht herauszufinden, ob ein Puzzle noch vollständig erhalten ist.
Es sind die freiwilligen Helfer*innen, die mit ihrer Zeit und ihrem Herzblut das Sozialkaufhaus zu dem gemacht haben, was es ist. Ob sie an Puzzles knobeln, Büchern sichten und empfehlen oder sich Zeit für einen Plausch mit den Kunden nehmen: ohne sie würde das Schatzkästlein leer bleiben.
Wie sieht Engagement bei der AWO aus? Wie kann ich selbst aktiv werden? Im Vorfeld der AWO Aktionswoche 2018 nehmen wir das Engagement bei der AWO unter die Lupe. Und vom 16. bis 24. Juni heißt es dann wieder: Echte Vielfalt. Echtes Engagement. Echt AWO. Alle Blogartikel, Themen, Infos und Aktionen gibt es hier: ECHT AWO.