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Digitale Jugendbegegnungen sind ein neues Format der Internationalen Jugendarbeit mit besonderen Herausforderungen für die sprachliche Verständigung zwischen den Teilnehmenden. Der AWO Bundesverband greift dies auf und bietet am 27./28.09.2021 eine neue Online-Fortbildung zur „Online-Sprachanimation“ in internationalen Jugendbegegnungen an.
Die Kommunikation zwischen jungen Menschen, die an internationalen Jugendbegegnungen im digitalen oder hybriden Format teilnehmen, ist aufgrund der technischen und visuellen Voraussetzungen des Videokonferenzformats scheinbar eingeschränkt. Die Teilnehmenden sehen einander lediglich innerhalb der Videokonferenzkacheln und aktivieren ihr Mikrofon nur für Wortmeldungen. Eine weitere Erschwernis ist die Sprachbarriere. Denn häufig besitzen die Teilnehmenden nur geringe bis keine Kompetenzen in der Partnersprache. Auch wenn Englischkenntnisse vorhanden sind, bleibt die Scheu davor, die Sprache vor der gesamten Gruppe anzuwenden.
Hier geben wir einen ersten Einblick, wie die sprachliche Verständigung im digitalen Jugendaustausch mit einfachen Maßnahmen unterstützt werden kann:
In der Regel werden in Jugendbegegnungen sowohl die jeweiligen Sprachen der beteiligten Länder als auch Englisch für die Kommunikation genutzt. Wie bei Jugendbegegnungen im Präsenzformat braucht es auch in digitalen Jugendbegegnungen eine Sprachmittlung oder Verdolmetschung, damit alle Teilnehmenden dem Programm folgen und sich verständigen können. Bei der Sprachmittlung durch die Teamer*innen geht es weniger um die wortgetreue Übersetzung als vielmehr um die Vermittlung der wesentlichen Inhalte dessen, was gesagt wurde. Dagegen gibt eine Verdolmetschung durch Gruppendolmetscher*innen den genaueren Inhalt des Gesprochenen wider. Beide Varianten können konsekutiv erfolgen, d. h. dass die Sprachen nacheinander übersetzt werden. Im digitalen Format ist aber auch eine simultane, also zeitgleiche Verdolmetschung durch Gruppendolmetscher*innen technisch möglich. Jeder*r Teilnehmende wählt den entsprechenden Sprachkanal und hört parallel zum leiseren oder stumm geschalteten Originalton die simultane Übersetzung.
Visualisierungstechniken bieten nicht nur im Präsenzformat, sondern auch im digitalen oder hybriden Format eine gute Möglichkeit, um non-verbal zu kommunizieren oder das gesprochene Wort zu veranschaulichen. Auf diese Weise wird nicht nur das Verständnis erhöht, sondern auch die Aufmerksamkeit der Zuhörer*innen angeregt und aufrechterhalten. Beispielsweise können im Chat die wichtigsten Punkte einer Aufgabenstellung oder Diskussion geteilt werden. Eine andere Option besteht darin, dass die Teamer*innen Symbolkarten nutzen, um die Ansagen zu wiederkehrenden Programmelementen visuell zu unterstützen (z. B. Sprachanimation, Kaffeepausen, Mittagessen oder Tagesauswertungen). Auch für die Gesamtgruppe können lustige Videokonferenzkarten, mit denen die Teilnehmenden ganz ohne Worte ihre Reaktionen einbringen können, genutzt werden. Anstatt Symbolkarten können die Teilnehmenden innerhalb der Gruppe auch Gesten vereinbaren, die eine non-verbale Kommunikation erleichtern.
Die Teilnehmenden von Jugendbegegnungen haben häufig nur rudimentäre bis keine Kenntnisse in der Sprache des Partnerlandes. Englischkenntnisse sind schon eher vorhanden, aber auf sehr unterschiedlichen Niveaus und eben auch nicht bei allen. Daher kann es passieren, dass die Teilnehmenden zu Beginn einer Begegnung verunsichert und zurückhaltend sind, wenn sie sich auf Englisch unterhalten müssen. Die Methode der Sprachanimation dient dazu, anfängliche Hemmschwellen abzubauen und über den Erwerb einfacher Redewendungen einen Zugang zur Partnersprache zu unterstützen. Umgesetzt wird dies durch Übungen und Spiele zur non-verbalen Kommunikation und einfachen alltäglichen Redewendungen. Konzipiert wurde die Sprachanimation für den Jugendaustausch im Präsenzformat, jedoch ist sie im Zuge der Corona-Pandemie für digitale Formate weiterentwickelt worden.
Die Teilnehmenden einer Begegnung können ermutigt werden, auch digitale Tools zu nutzen, um die Verständigung in Kleingruppen eigenständig zu unterstützen. Dazu eigenen sich beispielsweise Übersetzungs-Apps und -Webseiten sowie Wörterbuch-Apps. Auf dieses Weise können die Teilnehmenden gezielt einzelne Wörter nachschlagen oder auch ganze Chatnachrichten übersetzen. Wenn die Teilnehmenden für ihr Projekt Informationen im Internet suchen müssen und dafür auf fremdsprachige Internetseiten gehen, können sie mit integrierten Übersetzungsfunktionen ganze Webseiten vollständig übersetzt anzeigen lassen. Für die Gruppe ist es grundsätzlich gut, die Teilnehmenden von Beginn an dazu zu motivieren, verschiedene Kommunikationswege kennenzulernen und sie dann selbständig einzusetzen. Auf diese Weise erfahren sie, dass sie sich mit einfachen Mitteln sehr wohl auch ohne eine*n Dolmetscher*in verständigen können.
Letzte Plätze frei in der Fortbildung "Online-Sprachanimation"
Fachkräfte der Jugendarbeit der AWO und der Jugendwerke, die tiefer in das Thema einsteigen wollen, können sich noch für die Online-Fortbildung des AWO Bundesverbandes "Online-Sprachanimation" am 27./28.09.2021 (je halbtags) anmelden.
Anhand praktischer Übungen wird erkundet, welche unterschiedlichen Möglichkeiten es gibt, um die sprachliche Verständigung zwischen den Teilnehmenden von digitalen Jugendbegegnungen zu erleichtern und anzuregen. Fremdsprachkenntnisse werden nicht vorausgesetzt!
Weitere Infos zur Fortbildung und Anmeldung finden Sie hier.
Die Fortbildung findet im Rahmen der Fortbildungsreihe "eYouth connect - Digitaler Jugendaustausch von der Idee zum Projekt" statt und wird vom Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW) und Erasmus+ Jeunesse et Sports unterstützt.