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Von: Berit Gründler
Viele soziale Projekte werden durch die Wohlfahrtsmarken unterstützt.
Vor ein paar Tagen war es wieder so weit: Der Bundesfinanzminister übergab dem Schirmherren für die Wohlfahrtsmarken, dem Bundespräsidenten, die aktuelle Serie der Wohlfahrtsmarken. Auch in diesem Jahr ließen sich Frank-Walter Steinmeier und Olaf Scholz die schöne Tradition im Schloss Bellevue nicht entgehen.
In diesem Ambiente konnte ein ganz besonderer Geburtstag gefeiert werden: Die Wohlfahrtsmarken werden 70 Jahre alt. Damit begleitet die AWO sie bereits von Beginn an – sie gehören als fester Bestandteil mit zu den 100 Jahren AWO, die der Verband in diesem Jahr feiert.
Die Marken für die kommenden zwölf Monate zeigen übrigens Szenen aus einem der bekanntesten deutschen Märchen: Das tapfere Schneiderlein.
Der titelgebende Schneider lebt in ärmlichen Verhältnissen von dem Wenigen, das er hat. Sein Schicksal ändert sich, als er eines Tages sieben Fliegen erschlägt, die von seinem Essen stehlen wollen: Stolz stickt er sich „Sieben auf einen Streich“ auf seinen Gürtel. So wird der Schneider zum Aufschneider und das einfache Leben hat ein Ende. Denn seine zweideutige Prahlerei weckt die Aufmerksamkeit des Königs, und als vermeintlich beeindruckender Kämpfer wird er mit allerlei Aufgaben betraut: zwei Riesen aus dem Weg schaffen, ein beängstigendes Wildschwein erlegen oder ein Einhorn einfangen.
Der unbedeutende Schneider – weder mit Kämpferstatur, noch kampfeserprobt – meistert die Aufgaben mit List und Bravour. Sein Lohn: die Königstochter und die Hälfte des Königreiches.
Damit erzählt das Märchen eine Geschichte über den sozialen Aufstieg eines „kleinen Mannes“. Und zwar einen Aufstieg gegen alle Wahrscheinlichkeit und gegen den entschiedenen Widerstand der Adligen. Der König reiht eine schier unlösbare Aufgabe an die andere, um die Mobilität des Schneiders „nach oben“ zu behindern.
Wenn das bekannt klingt, dann nicht ohne Grund: Soziale Herkunft bestimmt in Deutschland noch immer darüber, wie die Lebensverläufe von Menschen aussehen. Wer aus einer Arbeiterfamilie stammt, wird nur sehr selten den Weg „nach oben“ schaffen. Kinder mit Migrationshintergrund oder aus bildungsfernen Familien werden schon in der Schule schlechter bewertet und müssen sich ihr Leben lang stärker beweisen als andere. Bestehende Netzwerke und andere Ressourcen privilegierter Bevölkerungsgruppen tun ihr übriges, um Aufsteiger*innen in ihrem Lebensweg zu behindern.
Im Märchen schafft es der Held ganz allein, diese Widrigkeiten zu überwinden. In der Realität braucht es Unterstützung, wenn man gegen ungerechte gesellschaftliche Strukturen angehen will. Auch dafür können die Wohlfahrtsmarken ihren Beitrag leisten.
Denn wer Wohlfahrtsmarken verkauft, kann mit dem Erlös aus dem Verkauf soziale Projekte unterstützen – und das ganz konkret bei sich vor Ort. Die Briefmarken können zum Beispiel auf dem Stadtfest, beim Bücherbasar oder beim Tag der offenen Tür einer Einrichtung verkauft werden und die Gewinne in neues Spielgerät für die Kita um die Ecke oder einen Ausflug der örtlichen Seniorengruppe fließen.
Die Wohlfahrtsmarken und alle weiteren Infos und Materialien gibt es hier.